Kleine Handwerksbetriebe spüren den Fachkräftemangel besonders stark. Eine unbesetzte Stelle belastet das Team, führt zu Umsatzeinbußen und mindert die Servicequalität. Gleichzeitig stehen klassische Personalanzeigen in lokalen Zeitungen oder auf Jobbörsen in Konkurrenz mit den großen Marken.
Doch es gibt einen wirkungsvollen Hebel: Employer-Branding-Filme und eine durchdachte Social-Video-Strategieschaffen Sichtbarkeit und ziehen qualifizierte Fachkräfte an. Dieser Beitrag fasst die Kernpunkte einer Präsentation zusammen und liefert einen praxisnahen Fahrplan für Betriebe mit 20 bis 100 Mitarbeitenden.
Das Problem: Vakanzzeit und ihre Kosten
Die Vakanzzeit – also der Zeitraum, in dem eine Stelle unbesetzt bleibt – ist in Deutschland deutlich gestiegen.
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Bundesweit lag die durchschnittliche Vakanzzeit 2024 bei 160 Tagen (Bundesagentur für Arbeit 2025).
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In Handwerksberufen beträgt sie sogar 224 Tage. Die BA schreibt:
„Die Betriebe mit Handwerksberufen brauchen also nicht nur länger bei der Stellenbesetzung, der Anstieg ist außerdem größer als bei allen Berufen insgesamt.“
(BA, Vakanzzeit in Handwerksberufen 2025)
Cost of Vacancy (CoV)
Die Kosten einer unbesetzten Stelle lassen sich so abschätzen:
CoV=Jahresgehalt×Produktivita¨tsfaktor×Vakanzzeit365
Beispiel:
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Jahresgehalt Handwerker in Baden-Württemberg: 46 518 € (Spanne: 40 368–51 637 €, Jobvector Gehaltsreport)
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Produktivitätsfaktor: 2 (da Fachkräfte typischerweise mehr Umsatz generieren, als sie kosten)
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Vakanzzeit: 224 Tage
Rechnung:
46 518 € × 2 × 224 ÷ 365 = ≈ 57 033 €
👉 Eine unbesetzte Stelle im Handwerk kostet also schnell über 57 000 €, wenn die Suche fast zwei Drittel des Jahres dauert.
Employer Branding: Wirkung nachgewiesen
Eine starke Arbeitgebermarke verkürzt die Besetzungszeit, senkt die Kosten pro Einstellung und reduziert Fluktuation.
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LinkedIn fasst zusammen:
„Unternehmen mit starker Employer Brand verzeichnen bis zu 50 % niedrigere Cost-per-Hire, besetzen Stellen 1–2× schneller und erreichen 28 % weniger Fluktuation.“
(LinkedIn, Ultimate List of Employer Brand Statistics) -
Ein weiterer LinkedIn-Report ergänzt:
„Strong employer brands see an average 43 % decrease in cost per hire.“
(LinkedIn, Talent Branding Report) -
Glassdoor bestätigt:
„A strong employer brand can reduce the cost per hire by as much as 50 %.“
(Glassdoor Blog)
Diese Studien zeigen klar: Employer Branding ist kein „weiches Thema“, sondern harte Kostenreduktion.
Warum Bewegtbild?
Bewegtbild ist der Hebel, um Kultur sichtbar zu machen.
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Reels und Kurzvideos (15–30 Sekunden) erzielen überdurchschnittliche Engagementraten (Socialinsider 2025).
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Studien zeigen, dass 80 % der Zuschauer Videos eher bis zum Ende schauen, wenn Untertitel vorhanden sind(Verizon Media/Publicis, 2019).
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Auf Facebook werden 85 % der Videos ohne Ton angesehen (Digiday/TechCrunch).
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User-Generated Content steigert Interaktionen deutlich:
„User-generated content can increase engagement rates by up to 50 %.“
(Bazaarvoice/Meta Study)
👉 Authentische, kurzweilige Videos mit Teammitgliedern sind der effektivste Weg, Kultur und Werte zu transportieren.
Budget & ROI: Ein Beispiel für Handwerksbetriebe
Viele Betriebe zögern, in Filmprojekte zu investieren – doch die Rechnung zeigt: es lohnt sich.
Kostenposition | Richtwert | Quelle / Hinweis |
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Filmproduktion (1–2 Drehtage, mehrere Formate) | 2 000–15 000 € | Marktpreise, vgl. Ayonda Videoangebote |
DCP-Erstellung (30 Sek. Spot) | ~200 € | Reine Konvertierung oft 60–90 €, Digital Cinema Mastering |
Kinowerbung (12 Wochen, 2 Säle, regional) | 2 000–4 000 € | Preisrahmen, konkrete Angebote über Weischer.Cinema |
YouTube Pre-Roll | 3 000–5 000 € → 30 000–166 000 Views | Benchmark: CPV 0,03–0,10 €, WordStream |
Social Ads (Instagram/Facebook) | 1 000–2 000 € → 83 000–285 000 Impressions | CPM 7–12 €, Adcost.io |
Gesamtbudget: 9 000–19 000 € über drei Monate.
ROI: Verkürzt sich die Vakanzzeit um nur 40–60 Tage, spart der Betrieb 10 000–15 000 € (nach CoV-Formel). Mit realen 224 Tagen Vakanz im Handwerk ist die Einsparung noch deutlich höher.
👉 Zusätzlich bleibt der Film als Evergreen-Asset erhalten und kann über Jahre eingesetzt werden.
Leitfaden zur Umsetzung
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Thema & Ziel: pro Video ein klarer Fokus (z. B. Team, Azubi, Technik).
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Story & Format: 15–30 Sekunden, vertikal (9:16), Trend-Audio, Call-to-Action.
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Produktion: authentische Szenen, gutes Licht, klarer Ton, Loop-Schnitt.
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Ausspielung: Reels, Social Ads, Kino, YouTube. Mit lokalen Hashtags (#MalerbetriebUlm).
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Messung: KPIs wie Views, Bewerbungen, Time-to-Hire auswerten.
Fazit
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Handwerksbetriebe haben überdurchschnittlich lange Vakanzzeiten (224 Tage, BA).
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Jede unbesetzte Stelle kostet im Schnitt 57 000 € (CoV-Formel).
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Employer Branding senkt Kosten um bis zu 50 %, beschleunigt die Besetzung und reduziert Fluktuation(LinkedIn, Glassdoor).
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Kurzvideos und Filme sind das effektivste Mittel, um Arbeitgeberwerte sichtbar zu machen und Fachkräfte zu gewinnen.
Employer Branding im Handwerk ist keine Kür – sondern die ökonomisch sinnvollste Antwort auf den Fachkräftemangel.